Der Violinabend mit dem jungen österreichischen Geiger Wolfgang David, der aufgrund seiner Begabung bereits mit acht Jahren in die Wiener Musikhochschule aufgenommen wurde, ist wohl die Perle der diesjährigen Langenargener Sommerkonzertreihe. Denn da wurde bei hohem Niveau Bach-Spiel auf einem kostbaren wie klangschönen Instrument geboten. Nicht weniger anspruchsvoll war das Programm für Interpreten wie für das erstaunlich zahlreiche Publikum, das sich von dem makellosen wie virtuosen Spiel des Violinisten gefangen nehmen ließ.
Als erstes Werk interpretierte Wolfgang David die Solopartita in h-Moll (BWV 1002) von J.S.Bach. Höchste spieltechnische wie musikalische Anforderungen stellt schon die einleitende Allemanda, ein rhythmisch wie auch geigerisch vertrackter Satz, bei dem der Geiger dennoch auf große geschlossene Linie in mäßig fließendem Metrum hin gestaltete. Im folgenden Double, eine Art Variation, löste sich dieses komplexe Geschehen in ein gleichmäßiges Sechzehntelfließen auf. Straffer in der Artikulation hielt David die Courante mit ihren lebendig auf- und absteigenden Achtelbewegungen, die sich in den tiefen Lagen wie runder Orgelklang anhörte und den wunderbaren Klang der Geige von 1731 aus Cremona besonders charakterisierte. Allein dafür hat sich schon der Konzertbesuch gelohnt!
Beschleunigung erhielt die Courante im folgenden Double bei tonleitermäßiger Geläufigkeit, die Wolfgang David im Prestotempo virtuos beherrschte, ohne Technik vordergründig werden zu lassen. Die Sarabande bestach durch die ausgewogene Melodieführung bei sauber intonierten Doppelgriffen für die Harmonisierung der Hauptstimme. Diese Akkordik wurde durch ein weiteres Double in melodischer Triolenbewegung in sensibler Tongestaltung aufgelöst. Statt der üblichen Gigue brachte ein „Tempo di Bourea“ (eine Art Borrée) neuen Energieschub, den der Geiger zu sehr kultivierter wie kraftvoller Tongestaltung bei energischem Akkordspiel und strömenden Einzeltönen nutzte. In die Ohren gehende Terzklänge lenkten im Schlussdouble den Kurs wieder in ruhigere Bahnen.
Zwischen den Bach-Werken zündete Wolfgang David ein prächtiges Feuerwerk geigerischer Virtuosität mit drei Capricen von Niccolo Paganini aus Opus 1. Doch mit den verschiedenen schwierigen Spieltechniken verband Wolfgang David auch noch musikalischen Ausdruck wie in der äußerst komplizierten Springbogen-Caprice Nr. 1, bei der der Geiger trotz hohen Tempos und ständigem Saitenwechsel jedem Ton Substanz gab. Bei der 22. Caprice klang das Liedhafte aus dem reichen und tonreichen Doppelgriffspiel heraus. Glanzpunkt des Opus ist die letzte, berühmt gewordene 24. Caprice mit ihrem markanten Thema, das von einer Reihe großer Komponisten aufgegriffen worden ist. In elf Variationen bis hin zum kapriziösen Pizzicato- Bogenwechsel ließ es der Interpret in vielen Facetten bravourös durchklingen.
Nach der Pause zurück zu J.S.Bachs Solosonate in C-Dur (BWV 1005). Kein strahlendes Präludium zu Beginn, sondern Wolfgang David hielt das Adagio mehr nach innen gekehrt, die strukturelle Dichte auf die lebendige Punktierung konzentrierend. Eine Riesenfuge mit 354 Takten schloss sich an, eine Herausforderung für den Solisten wie den Zuhörer. Dennoch gelang es dem konzentriert wirkenden Interpreten, die Spannung mit Umkehrungen und Spiegelung des Themas wie Mehrstimmigkeit und Orgelpunkt durchzuhalten. Nach diesem gewaltigen Ausbruch brachte das Largo die Entspannung bei empfindsamer Intonation. Mit dem Allegro assai ist noch ein konzertant-virtuoses Element an den Schluss gesetzt. Nicht einen Augenblick lang setzte die fast übermütige Musizierlaune des Geigers dabei aus. Zurecht begeisterter Beifall. Dafür gab es Zugabe ein Andante aus der a-Moll-Solo-Sonate.